Heute ging es für mich zu den Tunneln von Củ Chi, die sich etwa 60 Kilometer westlich von Ho-Chi-Minh-Stadt befinden. Die labyrinthartigen Tunnel wurden einst von den Vietcong im Vietnamkrieg genutzt und dienten als Unterschlupf, Lager und Kommunikationszentrale. Den Tagesauflug machte ich alleine, da Ronja aufgrund der aktuellen Kriegssituation in der Ukraine und ihrer Überzeugungen gegen Krieg und Gewalt nicht an diesem Ausflug teilnehmen wollte. Vorweg sei gesagt, dass der Ausflug zu den Tunneln keines Falls kriegsverherrlichend ist, sondern eine historischer Stätte, die aufzeigt unter welchen wirklich schwierigen Bedingungen die Vietkong damals gelebt und gekämpft haben. Ich finde es wichtig sich mit dieser Geschichte auseinanderzusetzen, um daraus zu lernen und die Zukunft zu gestalten.
Der Eingang führt durch ein Museum, in dem man mehr über die Geschichte des Krieges und die Rolle, die die Tunnel dabei spielten, erfahren kann. Hier werden Fotos, Waffen und andere Gegenstände ausgestellt, die einst von den Vietcong verwendet wurden. Anschließend bekommt man in einer alten Bunkeranlage auf einem Fernseher eine kurze Dokumentation gezeigt. Außerdem kann man sich in einem Schaukasten den Aufbau der Tunnelanlage etwas näher betrachten.



Das Tunnelsystem umfasste Küchen, Waffenlager, Krankenstationen und Schlafbereiche sowie Luftschutzbunker, um sich vor Bombenangriffen zu schützen. Die Tunnel waren oft eng und dunkel und boten nur begrenzte Belüftung, was zu Atembeschwerden und anderen Gesundheitsproblemen führte. Außerdem waren sie auch feucht und kalt und boten nur begrenzte Möglichkeiten, sich zu waschen oder zu entspannen. Um sich hautnah ein Bild davon machen zu können, gab es auch die Option einen Teil des Tunnels selbst zu begehen. Dieser Abschnitt war bereits für Touristen verbreitert worden. Jedoch hatte sich selbst dieser kurze Gang sehr beengt und unbehaglich angefühlt. Kaum auszumalen, wie es sein musste dort tatsächlich mehrere Jahre gelebt zu haben. Andere Tunneleingänge waren sehr gut im Boden versteckt. Als mein Guide sagt ich könne gerne mal in solch einen Eingang hineinsteigen, war mein erster Gedanke, dass ich dort ja überhaupt nicht reinpasse. Mit der richtigen Technik – nach oben gestreckte Arme, statt breitschultrig – hatte es jedoch funktioniert.



Um in den Tunneln zu leben, mussten die Kämpfer des Vietcong sehr kreativ und einfallsreich sein. Als die amerikanischen Truppen versuchten Schäferhunden einzusetzen, um die Tunneleingänge aufzuspüren verteilten die Vietcong dort beispielsweise Chili und begannen sich mit der gleichen Seife zu waschen wie die Amerikaner. Ebenso einfallsreich waren die Fallen in Form von mit spitzen Gegenständen besetzen Fallgruben oder Waffen, die aus den amerikanischen Blindgängern hergestellt wurden.






Das Tunnelsystem ist ein eindrucksvolles Zeugnis der Kriegsgeschichte Vietnams. Ein Besuch ist eine Chance die Geschichte Vietnams hautnah zu erleben und ein tieferes Verständnis für das Land und seine Menschen zu gewinnen. Es wird aufgezeigt wie Extrem die damaligen Lebensbedingungen waren und das dort mit allen Mitteln gekämpft wurde. Die Kämpfer des Vietcong waren jedoch in der Lage, diese Bedingungen zu überleben und den Krieg gegen die amerikanischen Truppen fortzusetzen, was letztendlich dazu beitrug, dass der Vietnamkrieg endete. Heute sind die Củ Chi Tunnel ein wichtiger historischer Ort, der an die Opfer und Kämpfe des Krieges erinnert und eine wichtige Lektion über die Auswirkungen von Krieg und Gewalt auf die Menschheit bietet.