Von Đà Lạt aus ging es für unser weiter in den Süden zum Cát Tiên Nationalpark. Der Nationalpark besteht aus einem tropischen Regenwald, der die Heimat einer artenreiche Tierwelt ist. Darunter Reptilien, Vögel, Affen und auch Elefanten. Letztere halten sich nur sehr tief im Inneren des Dschungel auf, weshalb diese von Touristen nur äußerst selten anzutreffen sind. Der Transfer von Da Lat dauerte knapp 4 Stunden. Wir waren in der „Cat Tien Jungle Lodge“ untergebracht, die direkt am Eingang des Nationalparks liegt. So entschlossen wir uns am Abend noch dazu, an einer Nacht-Safari teilzunehmen. Zunächst muss man am Parkeingang mit einem kleinen Boot an das andere Flussufer übersetzen. Dort sind wir zu einem Ranger in einen Truck eingestiegen, der mit dem Scheinwerfer entlang der Straßen des Dschungels fuhr, um ein paar Tiere in der Dunkelheit ausfindig zu machen. Der Auslug war an sich relativ ernüchternd, denn wir bekamen nur ein paar Rehe, Wildschweine und Vögel zu sehen.





Etwas spannender zu werden versprach der „Wild Gibbon Trek“, der zu einem der Highlights in Cát Tiên gehört. Dabei handelt es sich um eine knapp vierstündige Wanderung, auf der man Gibbons bei Morgengesang in den Bäumen beobachten kann. Entsprechend früh fängt der Ausflug an, denn der Treffpunkt mit unserem Ranger am nächsten Morgen war um 04:30 angesetzt. Da wir zu dem Treffpunkt noch mit dem Boot auf die andere Seite übersetzen mussten klingelte unser Wecker bereits vor 4 Uhr und man kann die Motivation zu diesem Zeitpunkt in Ronja’s Gesicht sehr gut erkennen.


Generell waren noch nicht viele Besucher in der Gegend, so kurz nachdem das Land seine Grenzen wieder geöffnet hatte. Auch in unserem Hotel waren wir, neben einem anderen Pärchen, die einzigen Gäste. So waren wir auch in dieser Nacht die einzigen beiden Besucher mit unserem Ranger auf dem Wild Gibbon Trek. Zunächst ging es mit unserem Guide entlang eingetretener Pfade in den Dschungel hinein. Unterwegs bekamen wir unter anderem eine Spinne sowie einen Leuchtkäfer zu sehen.


An einem großen Baum wurden wir angewiesen einen Moment zu warten, während unser Ranger versuchte die Gibbons ausfindig zu machen. Alleine in der Dämmerung warteten wir eine ganze Weile und fragten uns schon, ob wir den Weg zurück wieder alleine finden würde, falls unser Ranger nicht mehr auftauchen würde. Doch nach knapp 20 Minuten tauchte er wieder auf und wies uns eine Richtung, in der wir ihm folgen sollten. Nun zog das Schritttempo merklich an und wir verließen auch den eingetretenen Trampelpfad und rückten immer näher in den tiefen Dschungel vor. Spätestens jetzt waren wir uns sicher, dass wir wohl Schwierigkeiten hätten den Weg wieder zurück zu finden. Kurzzeitig verloren wir unseren Ranger aus den Augen, als wir versuchten ihm durch das Dickicht des Dschungels zu folgen und dabei Schritt zu halten. Nach einem kurzen Anflug von Panik, hörten wir ihn jedoch bereits nach uns rufen und fanden ihn rasch wieder. Er wies uns noch einmal kurz an stehen zu bleiben und zeigte auf unsere Beine. Dort waren kleine Würmer, die sich auf unseren Schuhen und entlang der Hosenbeine windeten. Diese Würmer entpuppten sich als Blutegel, wovon einer gerade dabei war sich an Ronja’s Bein festzusaugen. Geschickt entfernte unser Guide den Blutegel und wies uns an die Hosenbeine in unsere Socken zu stecken. Außerdem wurden unsere Schuhe mit einer Paste eigerieben, welche die Tierchen fernhalten sollten, ehe es weiter einwärts in den Dschungel ging.



Mittlerweile konnten wir schon den Morgengesang der Gibbons hören und ab und zu ein Rascheln im Blattwerk über uns vernehmen. Allerdings war es sehr schwierig einen Blick auf einen Gibbon zu erhaschen, da sich diese sehr schnell in den Baumkronen von Ast zu Ast hangelten. Es war besonders beeindruckend zu sehen mit welcher Geschwindigkeit und welchem Geschick sich diese Tiere fortbewegten. Ihre langen Arme sind bei der Fortbewegung entscheidend, denn im Gegensatz zu anderen Affenarten besitzen Gibbons keinen Schwanz, der Ihnen dabei behilflich sein könnte. Letztendlich kamen wir an einem Baum, in der sich eine ganze Gibbonfamilie befand, die wir in Ruhe beobachten konnten. Es war faszinierend die Tier in freier Wildbahn zu beobachten und „singen“ zu hören, so dass wir dort eine ganz Weile verblieben, ehe unser Ranger uns noch zu einer zweiten Gibbonfamilie führte, die sich nur unweit entfernt in einem andern Baum aufhielt.







Fasziniert von unseren Beobachtungen machten wir uns wieder auf den Rückweg. Nach einer Weile begann sich das Dickicht des Dschungels zu lichten, bis wir letztendlich vertraute Trampelpfade vorfanden. Kurz drauf kamen wir an dem großen Baum vorbei, an dem wir zuvor angewiesen wurden einen Moment zu warten. Wir machten uns zurück an den Bootsanleger und trafen unterwegs noch ein paar Eichhörnchen an. Am Boot angekommen verabschiedeten wir uns von unserem Ranger und dankten ihm für dieses eindrucksvolle und aufregende Erlebnis.


Als wir auf dem Boot übersetzen suchten wir noch einmal unsere Schuhe ab und bemerkten, dass das Mittel wohl nicht sonderlich viel gebracht hatte. Überall auf unseren Schuhen waren wieder kleine Würmer, die sich hartnäckig versuchten durch unsere Schuhe und Kleidung zu beißen. Wir entfernten die Blutegel und waren uns relativ sicher, dass es keines der Tierchen geschafft hatte sich durchzubeißen. Im Hotel angekommen wollten wir erst einmal unter eine wohlverdiente Dusche springen. Beim Ausziehen meiner Jeans kullerte jedoch ein dicker, fetter Wurm heraus und es hatte wohl doch ein Blutegel geschafft ans Ziel zu kommen. Zunächst konnte ich nichts erkennen, fand dann jedoch die Stelle an meiner Wade, an der sich das Tier festgesaugt hatte. Wieder kam ein kleiner Anflug von Panik, da die Einbissstelle nicht aufhören wollte zu bluten. Nach kurzer Recherche fanden wir jedoch heraus, dass Blutegel keine Krankheiten übertragen, sondern im Gegenteil eher eine schmerzlindernde und desinfizierende Wirkung besitzen. Außerdem sondern die Blutegel beim Saugen eine Flüssigkeit ab, welche die Blutgerinnung stört, damit diese in Ruhe vor sich hin saugen können. Daher ist es wohl ganz normal, dass die betroffene Stelle unter Umständen sogar ein paar Stunden nachbluten kann.


Wir versorgten meine Wade mit etwas Verbandsmaterial und verbrachten nach diesem erlebnisreichen Vormittag den restlichen Tag dann ganz entspannt am Hotel-Pool. Am nächsten Tag sollte die Reise dann auch schon wieder weitergehen nach Saigon. So sammelten wir noch mal unsere Kräfte und holten etwas Schlaf nach, der die Nacht zuvor etwas zu kurz gekommen war.



