Ein kleines stückchen Himmel

Veröffentlicht von

Nachdem wir unsere erste Nacht in einem Hotel nahe des Flughafens von San José verbracht hatten, war unser nächstes Reiseziel „Boca Tapada“ im Norden von Costa Rica. Doch zunächst legten wir auf dem Weg dorthin einen kurzen Zwischenstopp am Vulkan Poás ein. Zuletzt war der Vulkan aufgrund eines Ausbruchs bis 2018 gesperrt und kann mittlerweile wieder in kleinen Gruppen besucht werden. Es empfiehlt sich vorab die Eintrittskarten online zu kaufen, da die Gruppengröße begrenzt ist und jeweils nur ein Aufenthalt von 20 Minuten am Kraterrand gestattet ist. Wir hatten den Eintritt mit der ersten Gruppe um 08:00 Uhr morgens gebucht, um die Ersten am Kraterrand zu sein und hoffentlich auch eine nebelfreie Sicht zu erhaschen. Das frühe Aufstehen wurde mit einer spektakuläreren Aussicht auf den säurehaltigen und türkisblauen Kratersee belohnt. Das war wirklich sehr beeindruckend, denn so klar hatten wir bisher in noch keinen Vulkankrater blicken können. Aus Sicherheitsgründen mussten wir übrigens Helme tragen und an der Rangerstation vorab an einer kurze Sicherheitseinweisung teilnehmen, falls der Vulkan unerwartet aktiv werden würde. Bis auf ein paar aufsteigende Schwefeldämpfe, waren allerdings keine derartigen Anzeichen zu erkennen.

Unser nächstes Ziel führte uns fernab des Massentourismus in das nördloich gelegene Urwald-Paradies von „Boca Tapada“. Diesen Geheimtipp bekamen wir von einem befreundetem Pärchen, die dort vor einigen Jahren ebenfalls waren. Die Anfahrt soll sich wohl etwas abenteuerlich gestalten, allerdings wurde davon so sehr geschwärmt, dass wir unbedingt dorthin mussten. Mittlerweile ist die Anfahrt zumindest teilweise asphaltiert, doch das letzte Stückchen ist nur über eine steinige, unbefestigten Straße zu erreichen, die uns zu der, mittem im Urwald gelegenen, Lodge „Mi Pedacito De Cielo“ führte. Der Name bedeutet auf Deutsch soviel wie „Kleines Stück vom Himmel“. Und genauso fühlten wir uns dort auch. Marco, der Betreiber, hatte uns überaus herzlich in Empfang genommen. Mit einem superleckerem und frisch zubereiteten Fruchsmoothie, konnten wir auf der Terasse in Schaukelstühlen Platz nehmen und erst einmal so richtig gemütlich ankommen. Es dauerte nicht lange, bis wir bereits ins Staunen kamen. Denn plötzlich sahen wir eine Bewegung in den vor uns liegenden Bäumen. Dann konnten wir sehen, dass sich dort zahlreiche Leguane aufhielten, die wir zuvor nicht wahrgenommen hatten. Die kleine Lodge bietet lediglich 14 Holzbungalows und nach unserem Welcome-Drink wurden wir zu unserer Unterkunft geführt, wo bereits die nächste Überraschung auf uns wartete. Da unsere Weltreise gewissermaßen auch gleichzeitig unsere Hochzeitsreise ist, wurden wir dort liebevoll mit Rosenblättern und Kerzenschein empfangen.

Unser Bungalow lag direkt mit Blick auf den Fluss „Rio San Carlos“ und unserer Terasse hatte zwei sehr bequeme Hängesesseln, von denen man wunderbar den angrenzenden Regenwald und deren Bewohner beobachten konnte. Auch Marco’s Hund „Otto“ hatte uns sehr schnell in sein Herz geschlossen. Denn als wir unser Bungalow wieder verliesen, um die Gegend zu erkunden, wartete dieser bereits an der Türschwelle, um mit uns spazieren zu gehen. Seine Lieblingsbeschäftigung war dabei übrigens „Stöcken hohlen“. Von der Lodge aus werden zahlreiche Aktivitäten angeboten. An dem ersten Tag entschieden wir uns für eine Nachtwanderung. Bei allen Touren hatte man übrigens das Gefühl, dass sich die Touren zeitlich ganz nach den Gästen richten, denn es gibt keine feste Startzeit, sondern es hieß einfach nur „Nach dem Nachtessen, wann immer ihr soweit seid“. Das Essen in der Lodge ist übrigens auch super lecker. Eine große Auswahl an Speisen gibt es zwar nicht, sondern nur eine Art ständig wechselndes Tagesessen. In der offenen gehaltenen Küche kann man sehen, dass der Besitzer auch gerne mal selbst mitkocht und dort wunderbare regionale Köstlichkeiten zubereitet. Nach dem Abendessen war es dann soweit und unser heutiger Guide Christian hatte uns in Empfang genommen. Auf einer überaus interessanten Nachtwanderung sahen wir einige Tiere, wie verschieden Frösche, darunter auch den Giftpfeilfrosch oder den großen Ochsenfrosch. Aber auch Spinnen, Insekten und eine fleißige Ameisenstraße, wie wir sie bisher nur aus Dokumentationen kannten.

Am folgenden Tag entschieden wir uns für eine Bootstour, die uns 11km flussabwärts an die Grenze zu Nicaragua bringen sollte. Auch hier war die Zeitangabe wieder nur „Nach dem Frühstück“. Unser Guide auf der Bootssafari hieß Hugo. Entlang des Flusses zeigte er uns einige Tiere wie diverse Reiher, Krokodile, Eisvögel und noch weitere Vogelarten. Die Genze zu Nicaragua bildet die Stelle, wo der Fluss San Carlos in den San Juan River mündet. Dort angekommen sind wir in einer kleinen Bar im nahegelegenen Dorf eingekehrt, um uns dort einen köstlichen „Ananas-Drachenfrucht-Smoothi“ schmecken zu lassen. Die Bar hatte übrigens auch eine kleine Futterstation mit frischen Obst, die eine Vielfalt von heimischen Vögel anlockte, die man dort wunderbar beobachten konnte. Im Anschluss folgte noch einen kurzen Spaziergang, ehe wir uns wieder auf den Rückweg mit dem Boot machten. Hierbei galt es einfach mal das herrliche Panorama zu genießen und den Tierlauten zu lauschen, während unser Boot einsam auf dem idyliischen Fluss entlang des Urwaldes zur Lodge zurückkehrten.

Am den Nachmittg hatten wir uns für eine Wanderung druch den Regenwald entschieden. Auch hier war Hugo wieder unser Guide. Die knapp 2 stündige Wanderung begann unweit der Lodge, ein Stück weiter Waldeinwärts. Mit einer Machete, Moskitospray, Kamera und ein paar Wasservorräte sind wir losgezogen und konnten dabei den dicht bewachsenen Urwald bestaunen. Unterwegs haben wir viele Bewohner angetroffen. Darunter wieder viele Vögel, wie Spechte, Falken und Tukane. Aber auch Fledermäuse und Klammeraffen hoch oben in den Bäumen. Aber auch Taranteln, die sich tagsüber in Erdlöchern aufhalten. Mit einer Stockspitze, an der essbare Flüssigkeit klebte und etwas Geschick gelang es Hugo jedoch eine Tarantel aus ihrem Versteck hervorlocken und zum fressen zu bewegen. Außerdem entdeckten wir unterwegs auch die Fußspuren eines Jaguar. Auch wenn Menschen angeblich nicht ganz zu dem Beuteschema des Jaguars gehören sollen, waren wir nicht allzu enttäuscht, dass wir diesen nicht angetroffen haben.

Den restlichen Tag ließen wir mit einem gemütlichen Cocktail und einem wiedermals überaus leckerem Abendessen ausklingen. Im Anschluss unternahmen wir dann doch noch eine kleine Nachtwanderung auf eigene Faust, entlang des Geländes der Lodge, bei dem wir noch ein paar weiter Frösche und Insekten endeckten. Am Dritten Tag stand leider schon unsere Abreise auf dem Plan. Für die frühen Morgenstunden entschieden wir uns noch mal an einer Bird-Watching-Tour teilzunehmen, bei der es neben diversen Vögel auch noch Brüllaffen zu sehen gab. Danach ging es zum Frühstück und ans Koffer packen. Abschließend machten wir noch einen kleinen Abschiedspaziergang mit dem Hund Otto, bevor wir uns schweren Herzens auf die Weiterreise machen mussten.

Kommentar hinterlassen